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Ende einer Ära: Das zerrissene Leben des Michael Jackson
Michael Jackson ist nicht mehr: Sein Leben war geprägt durch seine innere Zerissenheit, welche sich etwa in seiner Zuneigung zu Kindern oder seinen körperlichen Veränderungen widerspiegelte. Trotzdem bleibt er der erfolgreichste Musiker aller Zeiten.
Michael wurde am 29. August 1958 in ärmlichen Verhältnissen als siebtes von neun Kindern in Gary im US-Staat Indiana geboren. Mit fünf Jahren stand er mit seinen Brüdern Jermaine, Tito, Marlon und Randy zum ersten Mal auf der Bühne; dass die von Vater Jackson mit harter Hand gemanagte Boygroup «The Jackson Five» Talentwettbewerb um Talentwettbewerb gewann, gilt als Michaels Verdienst.
Erfolgreichstes Album der Welt
Ab 1976 nannte sich die Gesangsgruppe nur noch «The Jacksons». Die Jacksons lösten sich 1984 auf; doch schon davor landete ihr Leadsänger den kommerziell grössten Coup der Popgeschichte: Das Album «Thriller» trat 1982 einen wahren Siegeszug um die Welt an; mehr als 108 Millionen Tonträger wurden davon verkauft. Der Nachfolger «Bad» brachte es auf 30 und danach «Dangerous» auf rund 15 Millionen verkaufte Tonträger.
Vorwürfe wegen Kindsmissbrauch
Doch für den Erfolg bezahlte Jackson einen hohen Preis: Er beklagte sich bitter, dass seine Kindheit dem Erfolg im Showbusiness geopfert worden sei und umgab sich auf seiner «Neverland»-Ranch gerne mit Kindern. Erwachsen ist Michael Jackson wohl nie richtig geworden, sein Vermögen glitt ihm fast wie Taschengeld durch die Finger.
Künstlerisch stürzte Jackson bereits 1993 ins Bodenlose, als eine Welttournee inmitten der ersten Vorwürfe eines Kindesmissbrauchs scheiterte. Nach einer Millionenzahlung an die Familie des damals klagenden Jugendlichen kam es 1994 zwar nicht mehr zum Prozess. Aber Jackson, bis dahin wegen mehr als 260 Millionen weltweit verkaufter Tonträger der Mega-Star der Zeit, hatte seitdem keinen Hit mehr.
Hochzeiten als PR-Show
Der künstlerische Niedergang - nach den Retro-Alben «HIStory» und «Blood On The Dancefloor» floppte 2001 auch «Invincible» (»Unbesiegbar») - wurde von einer Demontage der Person, des Menschen Michael Jackson begleitet. Die Ehe mit Lisa Marie Presley, die 1995 nach 20 Monaten auseinanderging, wurde als PR-Manöver aufgefasst. Kurz danach heiratete er die Krankenschwester Debbie Rowe. Aus der geschäftsmässig arrangierten Ehe gingen die beiden Kinder Prince Michael (1997) und Paris (1998) hervor. Drei Jahre später wurde Prince Michael II geboren - nach Jacksons Angaben von einer Leihmutter, die mit seinem Samen künstlich befruchtet worden war. Als Jackson im November 2002 in Berlin Prince Michael II über die Brüstung eines Hotel-Balkons hielt, um das Kind den Fans zu zeigen, versetzte Jackson seinem Image damit einen weiteren Schlag.
Schwieriges Verhältnis zur Sexualität
Zu seinem Leben gehörte ein schwieriges Verhältnis zur Sexualität. In seinen Musikvideos waren immer die schönsten und erotischsten Frauen an seiner Seite. Man fragte sich nur, was dieser sich quiekend in den Schritt fassende Jüngling mit ihnen anfangen wollte. Und auch die Talkshow-Masterin Oprah Winfrey fragte noch 1993 in einem Interview den nicht mehr ganz unumstrittenen King of Pop, ob er denn noch Jungfrau sei. Michael wich aus und erklärte, über derlei Details rede man nicht in der Öffentlichkeit.
Details, bis hin zum mutmasslichen Aussehen seines Geschlechtsteils, wurden im ersten spektakulären Verfahren wegen angeblichen Kindesmissbrauchs auf Jacksons Neverland-Ranch bekannt. Ein 13-jähriger Junge und dessen Vater hatten Vorwürfe gegen den Popstar erhoben. Nach einer Millionenzahlung kam es 1994 zwar nicht mehr zum Prozess. Aber Jacksons Ruf war ruiniert; der Musiker wurde von Schmerzmitteln abhängig.
Zweites Spektakel um Kindesmissbrauch 2003
2003 kam es zu einem weiteren Prozess wegen Kindesmissbrauchs, in dem die Weltöffentlichkeit einen physisch und psychisch völlig fertigen Jackson zu sehen bekam. Jackson wurde freigesprochen, stand seitdem nur noch im Schatten seines sagenhaften Erfolges in den 80ern, in denen er zu den bestverdienenden Musikern der Welt gehörte. Freunde wie Elizabeth Taylor und Macaulay Culkin hielten ihm die Treue, seine Eltern Joseph und Katherine begleiteten ihn in den Gerichtssaal. Die beiden Mittsiebziger wirkten fitter als ihr Sohn.
Körperlicher Zerfall
Geliebt, verehrt, und dann verachtet: Wegen seines körperlichen Zerfalls, der von schönheitschirurgischen Eingriffen eher noch betont wurde, war Jackson zuletzt nur noch als Maske beim Halloween-Mummenschanz ein Star. Er stemmte sich dagegen, kündigte im März 2009 eine grosse Konzertserie unter dem Motto «This Is It» (»Das war's») an. Ein gelungener Überraschungscoup, niemand traute ihm wirklich zu, körperlich zehn - plus 13 wegen grosser Nachfrage zusätzlich angesetzter - Shows in der Londoner O2-Arena körperlich durchzustehen. Kurz darauf fing wieder ein Hickhack mit Millionenforderungen an, weil das Comeback mit Haken und Ösen vertraglicher Regelungen einer in den USA geplanten und vermarkteten Familien-Reunion kollidierten.
(dapd)